PRO ORIENTEGemeinsame Erklärung des Wiener Erzbischofs mit sechs orientalischen Patriarchen: „Logik des Dialogs“ statt „Logik der Gewalt“, Zurückweisung jeder „illegalen militärischen Intervention“ – Forderung nach Freilassung der beiden entführten Aleppiner Metropoliten und aller anderen Entführten in Syrien
Wien, 09.09.13 (poi) Kardinal Christoph Schönborn hat in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Pro Oriente“ am Montag, 9. September 2013, mit den Patriarchen Youhanna X. (antiochenisch-orthodox), Ignatius Zakka I. Iwas (syrisch-orthodox), Gregorios III. Laham (melkitisch griechisch-katholisch), Louis Raphael I. Sako (chaldäisch-katholisch), Mar Dinkha IV. (assyrisch), Nerses Bedros XIX. (armenisch-katholisch) eine Erklärung zur Situation der Christen im Nahen Osten veröffentlicht. Ein zentraler Punkt ist das Verlangen nach Freilassung der beiden am 22. April 2013 von „Unbekannten“ entführten Aleppiner Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos (Paul) Yazigi.
Die Erklärung hat folgenden Wortlaut:
„In tiefer Sorge um die Situation der Christen – und aller Menschen – in den Ursprungsländern des Christentums im Nahen Osten wenden wir uns an die Regierungen der Staaten, an die internationalen und regionalen Organisationen, die Weltöffentlichkeit ebenso wie an die Führungspersönlichkeiten der Religionsgemeinschaften und an die Repräsentanten der Zivilgesellschaft, damit sie alles unternehmen,
+ um die sofortige Freilassung der entführten Aleppiner Metropoliten – und darüber hinaus aller Entführten in Syrien – zu erreichen,
+ um die Logik der Gewalt zurückzuweisen und die Logik des Dialogs zu übernehmen,
+ um die Souveränität und Einheit der Staaten zu sichern und jedwede illegale militärische Intervention von außen zurückzuweisen,
+ um die Möglichkeit der Rückkehr für die aus ihrer Heimat Vertriebenen oder Geflüchteten sicherzustellen,
+ um durch Verhandlungen unter Einbeziehung aller Konfliktparteien ein rasches Ende des Leidens des Volkes und der blutigen Auseinandersetzungen in Syrien zu bewirken, die auch die Sicherheit und Stabilität der Nachbarländer in große Gefahr bringen,
+ um eine politische Ordnung im Nahen Osten zu gestalten, welche die volle Respektierung der Menschenrechte garantiert, und damit auch die Religions- und Meinungsfreiheit, aber auch volle Bürgerrechte und Gleichheit für alle Bewohner dieser Länder.
Die Christen im Nahen Osten sind ein wesentliches und unverzichtbares Element der Gesellschaft. Wir sind sicher, dass sie auch in Zukunft – in Zusammenarbeit mit den Mitbürgern aller Religionsbekenntnisse und jeglicher politischen Ausrichtung – zum Aufbau einer Gesellschaft beitragen werden, die von Friede, gegenseitigem Respekt und Achtung der Menschenrechte gekennzeichnet ist.
In diesem Sinn sind wir mit allen Christen und allen Menschen guten Willens im Gebet und im Einsatz für eine menschenwürdige Zukunft vereint“.
Die Erklärung wurde in acht Sprachen verbreitet (deutsch, englisch, französisch, spanisch, russisch, arabisch, aramäisch, türkisch).