Kiew, 11.12.2013 (KAP) Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine hat das Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz scharf kritisiert. "Wir verurteilen die Handlungen, die auf eine Einschränkung der Bürgerrechte abzielen, insbesondere der Freiheit des Wortes und der friedlichen Willensäußerung der Bürger der Ukraine", heißt in einer Erklärung der sechs leitenden Bischöfe von Mittwochmorgen. Zugleich versichern sie den Demonstranten ihre Unterstützung; diese bezeugten die "Würde" der ganzen Nation.
Sicherheitskräfte hatten in der Nacht zum Mittwoch versucht, die gegen die Regierung protestierenden Menschen vom Unabhängigkeitsplatz zu verdrängen. Sie rissen von Demonstranten errichtete Barrikaden nieder. Tausende Regierungsgegner verharrten jedoch am Mittwochvormittag weiter auf dem Platz.
Unterstützung bekamen die Demonstranten unter anderen von der Siegerin des Eurovision Song Contest 2004, Ruslana Lyzhychko; sie sang in der Nacht auf der Bühne. Auch Priester traten auf. Sie verlasen den gemeinsamen Aufruf der Glaubensgemeinschaften für eine friedliche Lösung der politischen Krise.
In dem am Dienstag vom "All-Ukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen" veröffentlichten Appell heißt es: "Wir rufen das ganze Volk der Ukraine auf, unabhängig von politischen Überzeugungen weise und verantwortungsvoll zu sein, sich gewalttätiger und der rechtswidriger Handlungen zu enthalten und sich nicht provozieren zu lassen." Die Glaubensgemeinschaften werben zudem für einen Dialog zwischen Regierung und Opposition. Alle Beteiligten werden ermahnt, sich gegenseitig zu respektieren und keine Gewalt anzuwenden.
Maidan-Platz "noch nicht geräumt"
Ersten Berichten, wonach der Maidan-Platz in Kiew von der Polizei geräumt worden sei, hat indes der zur Opposition zählende Chef der Caritas in der Ukraine, Andrij Waskowycz, am Mittwochmorgen gegenüber dem Sender "hr-info" widersprochen: "Es ist noch keine Räumung. Die Polizei hat um ein Uhr begonnen, die Zufahrtsstraßen und die Barrikaden auf den Zufahrtsstraßen zum Maidan zu räumen. Das ist der Polizei nicht gelungen."
Weiter sagte der Chef des katholischen Hilfswerks, die Fernsehbilder von der versuchten Räumung hätten sogar dazu geführt, dass sich die Zahl der Demonstranten auf dem Platz vervielfacht habe: "Auf dem Unabhängigkeitsplatz waren um ein Uhr nachts etwa 3.000 bis 5.000 Leute. Jetzt, als ich den Platz verließ, waren ungefähr 30.000 Menschen auf dem Platz, und sie halten die Position gegen die vorgerückten Sonderkommandos der Polizei."
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/59331.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.